Reisebericht zur Zoo-Reise nach Singapur im November 2019
30 Grad Celsius, 85 Prozent Luftfeuchtigkeit – willkommen in Singapur! Nach zwölf Stunden Flug und sieben Stunden Zeitverschiebung sind 29 Zoovereinsreisende im kleinsten Staat Südostasiens angekommen. Mit Frederick, dem deutschstämmigen örtlichen Reiseleiter, geht es nach kurzer Ruhepause zu Fuß auf Entdeckungstour durch den kolonialen Teil der Stadt.
Schnell stellen wir fest: Singapur ist eine Stadt der Gegensätze. Gut restaurierte Gebäude aus der Zeit als britische Kronkolonie wie die St. Andrew’s Cathedral, das ehemalige Rathaus und das Parlamentsgebäude werden überragt von Wohn- und Geschäftshochhäusern, wahrhaften Giganten.
Von der frei zugänglichen Dachterrasse des alten Rathauses – heute das Nationalmuseum – schauen wir auf eines der architektonisch spannendsten Gebäude: Das Marina Bay Sands Hotel. Es handelt sich um drei Hoteltürme die im 56. Stockwerk über eine 340 Meter lange Plattform miteinander verbunden sind. Oben gibt es einen Dachgarten, Swimmingpool, eine Aussichtsplattform und eine Bar. Am nächsten Tag genießen wir dort oben neben der Aussicht wahlweise einen Mocktail oder Cocktail. Im unteren Teil sind ein Casino und ein Einkaufszentrum für Besucher mit gut gefüllten Geldbeuteln untergebracht. Noch dazu steht das Bauwerk auf künstlich aufgeschüttetem Land, das dem Singapore River abgerungen wurde. Einst lagen an diesem Fluss die Umschlagkais für Waren, die mit großen Frachtschiffen aus aller Welt angelandet wurden; heute sind hier Restaurants aller Art angesiedelt. Wir setzen uns gemütlich in einen der ehemaligen Frachtkähne und machen eine entspannte Flussrundfahrt zum Wahrzeichen von Singapur, dem löwenköpfigen Merlion. Angeblich sah der Gründer Singapurs einen Löwen als er auf der Insel ankam. Löwen gab es jedoch nie in Singapur.
Die Stadt im Garten
In Singapur leben beinahe 8.000 Einwohner auf einem Quadratkilometer – etwa vergleichbar mit Bangkok. Wer eine laute, quirlige asiatische Metropole mit schlechter Luft und Permastau erwartet, wird angenehm überrascht. Die Straßen sind größtenteils zwei- bis vierspurig (pro Richtung), beidseitig mit stattlichen Bäumen bestanden auf denen sich ebenso stattliche Aufsitzerpflanzen angesiedelt haben. Üppiges Grün wächst in den Dachgärten der Hochhäuser und an Fassaden, selbst Bauzäune sind bepflanzt. Obwohl die Fläche Singapurs auf 725 Quadratkilometer begrenzt ist, leistet sich die Stadt ausgedehnte aus wirtschaftlicher Sicht unproduktive Grünflächen. Zu den größten und ältesten gehört der kostenfreie Botanische Garten. Wir verbringen beinahe einen ganzen Tag hier. Zu lang? Keineswegs. Der im Stil eines englischen Gartens im 19. Jahrhundert angelegte Park ist immerhin 74 Hektar groß, 49 Hektar gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Im weltweit größten Orchideengarten treffen wir sogar auf Angela Merkel – eine Hybridzüchtung mit zarten Blüten. Begeistert sind wir von Themengärten wie zum Beispiel dem Bonsaigarten, dem Ingwergewächs-Garten und einem naturbelassenen Regenwaldstück, das über einen Pfad in Baumkronenhöhe erkundet werden kann. Die zahlreichen Warane, Fruchttauben, Hühner und Wasservögel wie Nachtreiher und Rallen sind an Menschen gewöhnt. Selbst ein Braunliest fischt unbeeindruckt vor den Augen zahlreicher staunender Zuschauer.
Die tolerante Stadt
Das Kontrastprogramm folgt am nächsten Tag: Beim Besuch von Little India und China Town wird die gesamte kulturelle Vielfalt Singapurs sichtbar. Neben der schlichten Moschee steht ein bunt bemalter Hindu-Tempel. Nur wenige Schritte weiter betreten wir einen reichlich verzierten chinesischen Tempel. Im traditionellen chinesischen Stil gebaut beherbergt er einen wieder entdeckten Zahn Buddhas. Drei Weltreligionen vereint auf weniger als einem Kilometer! Ein friedliches Miteinander, von der Regierung verordnet; tatsächlich von den Menschen gelebte Toleranz. Singapur hat gleich vier Amtssprachen: Englisch, Chinesisch, Tamil und Malaiisch.
Die tierische Stadt – Zoo, River- und Nachtsafari
Bevor wir nachmittags zur River-Safari in einem Teil des Singapur Zoos starten, dürfen wir in der Küche arbeiten: Bei der Führung hinter die Kulissen befestigen wir Süßkartoffelblätter in einem Gitterrost – für dreizehn Seekühe zum Abweiden; aus Pellets und Wasser formen wir dicke Kugeln in Frikadellenart für die Arapaimas (Arapaimidae). Sie zählen mit bis zu zwei Metern Länge zu den größten Süßwasserfischen der Welt und werden zusammen mit den Seekühen in einem verhältnismäßig kleinen Becken gehalten. Der Arowana (Osteoglossum bicirrhosum) wird mit von uns zubereiteten Fischstückchen gefüttert. Dafür springt er aus dem Wasser. Mit mehreren Booten werden wir durch das so genannte Amazonasgebiet gefahren; für die meisten von uns eine Enttäuschung. Zu schnell geht es an zu kleinen Gehegen vorbei. Das Highlight folgt zum Schluss: die großen Pandas. Sie halten gerade Siesta in einem eiskalt klimatisierten Raum.
Danach geht’s auf Nachtsafari. Nicht allein, mit mehr als 1.000 weiteren Besuchern. In einem Bähnchen werden wir an sanft beleuchteten Gehegen vorbeigefahren. Hier leben die afrikanischen Big Five, diverse Hirscharten und Rothunde. Bei der anschließenden Möglichkeit den Nachtsektor zu Fuß auf beleuchteten Wegen zu erkunden, kommen Besucher, die nachtaktive Tiere erwarten, eher auf ihre Kosten. Faszinierend sind sich streitende Flughunde in einer Freiflugvoliere und das rege Singapur-Schuppentier. Fischkatze und Riesengleithörnchen zeigen sich diesmal leider nicht. Ein Grund wiederzukommen!
Der Singapur Zoo ist mit 28 Hektar nur wenige Hektar größer als der Wuppertaler Zoo und beherbergt 315 Tierarten. Bei der Führung hinter die Kulissen erfahren wir, dass gut 1.000 Vollzeit- und ebenso viele Teilzeitkräfte hier arbeiten, darunter fünf Tierärzte und zwei Pathologen. Wer in Singapur Tierpfleger werden möchte, beginnt als Praktikant. Eine mehrjährige Ausbildung wie in Deutschland gibt es nicht. In der Großküche wird das Futter für die Tiere in befahrbaren Kühlräumen gelagert. Küchenpersonal stellt das Futter für alle Tiere zusammen und bereitet es gegebenenfalls zu.
Es gibt fast keine Zäune. Das ist bemerkenswert. Die Gehege sind entweder durch saubere Glasscheiben oder Gräben von den Besuchern getrennt. Durch das tropische Klima wächst üppiges Grün und erst auf den zweiten Blick ist die Grenze eines Geheges erkennbar. Zu den Attraktionen zählen unter anderem Nasenaffen, die in keinem europäischen Zoo gehalten werden. Teilweise haben die Tiere viel Bewegungsfreiheit, wie zum Beispiel die jungen Orang Utans; Giraffen und Nashörner sind dagegen in für ihre Art winzigen Anlagen untergebracht.
Die futuristische Stadt
Nachmittags geht es nochmals in die Natur – dieses Mal in künstlich geschaffene. In den Gardens by the Bay sind zwei Gewächshäuser der Superlative untergebracht: Im so genannten Cloud Forest ist ein künstlicher Hügel mit einem 30 Meter hohen Wasserfall angelegt. Den Hügel erklimmen wir bequem mit dem Fahrstuhl und laufen dann über eine spiralförmig angelegte Rampe wieder hinab. Während draußen saunagleiche Temperaturen herrschen ist es drinnen gemäßigt klimatisiert; mehrmals am Tag wird mit feinem Wassernebel künstlich Luftfeuchtigkeit geschaffen. Unter der zweiten Kuppel, dem Flower Dome wurden länderspezifische Gartenregionen mit typischen Bäumen eingerichtet: Hier wachsen dickbauchige Baobabs, knorrige Olivenbäume, chilenische Araukarien. Da bald Weihnachten ist, gibt es zusätzlich eine Ausstellung farbenfroh geschmückter Weihnachtsbäume. Der Flower Dome ist das größte Glasgewächshaus der Welt. Außerhalb dieser kostenpflichtigen Gewächshäuser stehen die so genannten Supertrees. Es sind 25 bis 50 Meter hohe Beton- und Stahlgerüste, die mit unterschiedlichen Pflanzen begrünt wurden. Regenwasser wird zur Bewässerung der Pflanzen gesammelt, über Solarzellen wird Strom für Beleuchtung und Kühlsysteme gewonnen. Zwei der Türme sind über einen Skywalk miteinander verbunden. Wir haben Glück, denn gerade nach dem letzten Regenguss wird dieser Skywalk wieder geöffnet. Nach einer abendlichen spektakulären Licht- und Tonschau geht es – nachdem wir den Bus wiedergefunden haben – auf direktem Weg zum Flughafen.
Fazit
Zwischendurch haben wir immer hervorragend gegessen, meist so international wie die Stadt bevölkert ist. Manche Sitten waren durchaus gewöhnungsbedürftig, zum Beispiel das sofortige Abkassieren der Getränke oder das Wegreißen des Tellers während der letzte Bissen noch auf der Gabel liegt. Am Gesamteindruck einer gelungenen, vielseitigen Reise ändert das nichts. Unser zentral und doch ruhig gelegenes Hotel bot geräumige Zimmer und ein gutes Frühstück. Manch ein Mitreisender fand sogar die Zeit, das große Dachgarten-Schwimmbad zu nutzen.
Autor/Bildnachweis: Astrid Padberg
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